„Dem Sterben Leben geben“

bk Salzbergen

Mitgliederversammlung des Hospiz-Teams Abendstern in Salzbergen

„Wenn sterbende Menschen mit dem Sinn des Lebens ringen, wenn sie ihren Glauben nach letzten Gewissheiten hinterfragen, dann kann denen, die sie auf ihrem letzten Lebensweg begleiten, eine spirituelle Haltung eine echte Kraftquelle sein, die hilft, zu bestehen und ganz bei dem Sterbenden zu sein.“ Das betonte Anja Egbers, Diözesanbeauftragte für Hospizarbeit im Bistum Osnabrück, die im Rahmen der Mitgliederversammlung des Hospiz-Teams Abendstern e.V. im Salzbergener Kulturkeller zum Thema „Dem Sterben Leben geben“ referierte, wobei sie die Begleitung sterbender und trauernder Menschen als spirituellen Weg in den Fokus stellte und wertvolle Impulse anstieß.
„Da bleiben, wenn andere den Impuls haben, weg zu laufen. Ehrlich mitleiden und so seinem Gegenüber eine Bedeutung geben. Respektvoll sein, etwas abnehmen, ohne etwas weg zu nehmen, denn ein sterbender Mensch ist vielleicht mutlos und schwach, aber sicher nicht hilflos, klein und inkompetent. Gut vorbereitet und mit Reserven in eine Begleitung gehen, denn der Ausverkauf der eigenen Kräfte nützt keinem. Wahrnehmen, ohne zu beurteilen. Im Augenblick präsent und einfach da sein.“ Begründet in biblischen Gleichnissen verwies Anja Egbers auf spirituelle Kräfte aus der eigenen inneren Haltung heraus, die hilft, Sterbenden beizustehen statt einfach nur neben ihnen zu stehen. Sie appellierte abschließend: „Die Begleitung eines Sterbenden verändert die eigene Persönlichkeit. Nur wer das Abenteuer wagt, sieht, was es zu entdecken gibt.“ Diese Grundhaltung unterstrichen auch die Aktiven des Hospiz-Teams: „Die Sterbebegleitung ist uns keine Last, sondern eine Lebensbereicherung.“
Das vor acht Jahren in Salzbergen gegründete Hospiz-Team Abendstern e.V. hat nunmehr rund 80 Mitglieder und verfügt dank konsequenter und fachlich kompetenter Schulungen, Fort- und Weiterbildungen aktuell über 22 ehrenamtlich in der Sterbe- und Trauerbegleitung aktive Hospizmitarbeiterinnen. Darüber hinaus ist das Hospiz-Team in vielen weiteren Themenfeldern aktiv, erwähnt seien nur beispielsweise die Kooperation mit dem Kinderhospiz Löwenherz oder das etablierte Trauercafé. Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung standen zudem die Vorstandswahlen, in deren Verlauf der Erste Vorsitzende Helmut Heitz und Finanzwart Franz Stoll einstimmig in ihren Ämtern bestätigt wurden. Helmut Heitz verwies insbesondere anerkennend auf die immer noch stetig wachsende ehrenamtliche Bereitschaft innerhalb des Hospiz-Teams und dankte auch dem Beirat, der die verschiedensten Lebensräume Salzbergens mit dem Hospiz-Team Abendstern verbindet.
Auf großes Interesse stieß während der Mitgliederversammlung des Hospiz-Teams Abendstern e.V. in Salzbergen der Vortrag zu spirituellen Kraftquellen, die „dem Sterben Leben geben“.

V. l.: Hannelore Hasken, Anni Brinker, Helmut Heitz, Anja Egbers, Maria Winnemöller und Franz Stoll

Chanson triste: Über das Leben mit einem Sterbenden

bk Salzbergen 

Eindringlich und ergreifend: Dörthe Kaiser las in Salzbergen

„Als der erste Sturm existentieller Bedrohung vorübergefegt war, blickte ich ernüchtert auf das, was von unserer gerade begonnenen Ehe übrig blieb. Das Leben mit einer plötzlich begrenzten Zukunft ließ das Alltagsleben so unendlich begehrenswert erscheinen. Letztlich war es ein Todesurteil ohne Bewährung, ohne Begnadigung, ohne höhere Instanz.“: Die in Frankfurt lebende Autorin und Übersetzerin Dörthe Kaiser hat in ihrem berührenden Buch „Chanson triste“, erschienen im Herder-Verlag, den langsamen und schmerzhaften Abschied von ihrem sterbenden Mann festgehalten. Auf Einladung der evangelisch-reformierten Kirche und des Hospiz-Teams Abendstern e.V. las Dörthe Kaiser in der Kirche am Hügelweg vor einem sichtlich bewegten Auditorium über ihr Leben mit einem Sterbenden. Ehrlich, eindringlich und ergreifend, aber ohne übertriebenes Pathos und überladene Sentimentalität, nahm die Autorin ihre Zuhörer mit in eine unwiederbringliche Zeit zwischen Verzweifelung und Hoffnung, Angst und Lebenslust, Verzagen und Kämpfen.
Karl Otto Hondrich, Professor für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt, wurde im Oktober 2003 völlig überraschend mit der Diagnose Krebs konfrontiert, im Januar 2007 verstarb er im Alter von 69 Jahren. „Durch die Krankheit wurden wir, beide freiheitsliebende Menschen, unfreiwillig immer enger verzahnt. Diese Situation barg viel Nähe, aber auch ein enormes Konfliktpotential. Es galt, beidseitigen Egoismus auszutarieren und die eigene Autonomie nicht zu verlieren. Dennoch zwang mich seine Krankheit zur Anpassung, bis es schließlich so weit war, dass ich es brauchte, gebraucht zu werden“, sagte Dörthe Kaiser und beschrieb sich dennoch selbst als das Gegenteil einer hegenden, pflegenden und klaglos opfernden Frau. Der Krebs habe ihren Mann an die Grenze dessen gezwungen, was an Verstümmelung erträglich sei, um das eigene Leben zu retten und es schließlich dennoch verloren zu haben. „Ich fühlte mich uralt, weil ich den Tod erlebt hatte. Und ich fühlte mich ganz jung wegen der Fragilität, die das in mir auslöste“, erinnerte sich Dörthe Kaiser daran, dass sie auf einmal und ungefragt Teil der Witwengemeinschaft auf dem Friedhof war, ohne die Spielregeln und den Verhaltenskodex für diesen Stand gekannt zu haben. Während der sehr persönlichen Lesung ließ Dörthe Kaiser immer wieder ihren verstorbenen Mann zu Wort kommen, der seine letzten Monate und das Furchtbare, das ihn bewegte, in seinen „Notaten vom Leben im Sterben“ aufgezeichnet hatte. Die Autorin sagt selbst: „Mein Mann war ein brillanter Essayist. Alles, was er geschrieben hat, adelt mein Buch.“

Ein ergreifender Abend: Die in Frankfurt lebende Autorin Dörthe Kaiser hatte auf Einladung der evangelisch-reformierten Kirche und des Hospiz-Teams Abendstern e.V. in Salzbergen aus ihrem Buch „Chanson triste“ und vom schmerzhaften Abschied ihres Mannes gelesen. V. l.: Maria Winnemöller und Anni Brinker vom Hospiz-Team, Autorin Dörthe Kaiser und Pastor Joachim Korporal.

„In der Trauer verbirgt sich ein kostbarer Schatz – die Erinnerung“
Tod – und dann? Angebot für Kinder von Kirchen und Hospiz

bk Emsbüren

„Wie wohnt man wohl im Himmel?“ Tod und Trauer stellen auch Kinder immer wieder vor Fragen. Kinder haben ein unbefangeneres und angstfreieres Verhältnis zum Tod als Erwachsene und interessieren sich für Antworten. Aus diesem Grund haben die evangelisch-lutherische und die katholische Kirchengemeinde Emsbüren in Kooperation mit dem Hospiz-Team Abendstern Salzbergen e.V. unter dem Motto „Tod – und dann?“ ein Angebot für Kinder der vierten und fünften Klassen geschaffen. 13 Kinder erlebten im evangelisch-lutherischen Bartning-Haus in Leschede eine lebendige Gemeinschaft und zwei intensive und dennoch alles andere als traurige Tage rund um Abschied, Sterben, Tod und Trauer.
„Eltern können selten so unbefangen über den Tod reden wie ihre Kinder. Das Sterben und der Tod sind Tabuthemen, weil die Erwachsenen sie zu solchen machen. Der Tod wird am liebsten ausgesperrt. Dabei gehören Abschied und Tod untrennbar zum Leben.“ Das betonte Hannelore Buers, ausgebildete Sterbe- und Trauerbegleiterin für Kinder und Erwachsene vom Hospiz-Team Abendstern Salzbergen e.V., die auf der Grundlage der Hospizarbeit in der Schule ein Konzept entwickelt hat, das in relativ kurzer Zeit altersgerechte und gewinnbringende Auseinandersetzung mit dem nicht immer federleichten Thema ermöglicht. Über Musik, in Gesprächsrunden, mit Hilfe von Geschichten oder über kreative Fertigkeiten wie Malen oder Basteln und in einer abschließenden Andacht gemeinsam mit den Eltern war es Ziel, bestehende Ängste abzubauen und Gespräche in den Familien zu fördern. Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, dass in einer starken Gemeinschaft keiner in seiner Trauer allein bleiben muss. Hannelore Buers wies abschließend darauf hin: „Kinder erleben in ihrem Leben tausende von Abschieden. Jeder einzelne bedeutet den Verlust von etwas Vertrautem, oft von etwas Geliebtem, und damit den Verlust von Sicherheit und Geborgenheit. Kinder dürfen spüren, dass Abschied traurig macht. Aber in der Trauer verbirgt sich auch ein kostbarer Schatz, die Erinnerung. Die Erinnerung ist wie das Pflanzen eines Baums, der wächst und Früchte trägt. Die Erinnerung dient der Freude am Leben.“

Kooperation Kinderhospiz Löwenherz und Hospiz- Team- Abendstern

Seit 2010 gehört das Salzbergener Hospiz Team dem Netzwerk “ Ambulante Kinderhospizarbeit Löwenherz “ an.Ehrenamtliche Mitarbeiter aus verschiedenen Hospizdiensten in Niedersachsen haben an dem Vorbereitungskurs für ambulante Kinderhospizarbeit teilgenommen.Für den Salzbergener Verein haben Monika Egbers und Hannelore Buers über ein halbes Jahr an 6 Wochenenden den Kurs besucht und diese Ausbildung Ende Mai erfolgreich abgeschlossen. Sie nehmen weiter an regelmäßigen Gruppentreffen teil. Im Herbst werden zwei weitere Ehrenamtliche zur Ausbildung nach
Bremen – Syke fahren.
Das Netzwerk ist entstanden aus dem Wunsch ,für Familien mit schwerstkranken Kindern in den ländlichen Gebieten Niedersachsens eine ambulante Hospizbegleitung zu ermöglichen.Die ganze Familie, besonders auch die Geschwisterkinder , wird in dieser schweren Zeit unterstützt und begleitet.
Die Kooperation mit Löwenherz beinhaltet das die Ehrenamtkichen im Umkreis von Ca. 30 km eingesetzt werden können.
Das Hospizteam gratuliert den beiden Teilnehmern ganz herzlich und bedankt sich für die Einsatzbereitschaft.

02.04.2011

Wie Kinder mit Tod und Trauer umgehen

Das Hospiz- Team Abendstern bereitet sich nun auch auf Familienbegeleitung im Kinderhospizbereich vor.
In diesem Zusammenhang fand am 16.02.2011 ein Themenabend mit Evy Billermann, Sterbe- und Trauerbegleiterin im Hospiz „Haus Hannah“, statt. Frau Billermann ist Leiterin des Projektes „Phönix“, das sich speziell mit der Trauer von Kindern und Jugendlichen beschäftigt.
Kernaussagen ihres Vortrages waren:
Trauer ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern individuell.
Kinder trauern allerdings sprunghafter und vielfältiger („Trauerpfützen“: Einem Moment der Trauer folgt urplötzlich eine fröhliche Phase).
Kinder sollen Teil der familiären Trauerbewältigung sein und z.B. zu Beerdigungen mitgenommen werden.
Kinder dürfen Trauer und Tod erleben, da sie wie Freude zum Leben dazugehören; Eltern sollten daher keine gut gemeinten Aussagen wie „Oma ist eingeschlafen“ tätigen und Trauergefühle bei ihren Kindern zulassen. Wichtig sind dabei Wahrheit, Verlässlichkeit und Stabilität seitens der Vertrauensperson(en).
Darüber hinaus referierte Sie über ihre praktische Tätigkeit in dem oben genannten Projekt. Zu nächst schafft sie durch Gespräche, bei denen auch ein Vertrauter des Kindes anwesend ist, eine Vertrauensbasis zu den Kindern. In der eigentlichen daran anschließenden Trauerarbeit arbeitet sie mit Bildern, Körperspürübungen und Traumreisen. Diese regen die Fantasie der Kinder an und sollen so helfen, die Trauer zuzulassen und zu verarbeiten.
Das Hospiz- Team Abendstern bedankt sich ganz herzlich bei Frau Billermann für den sehr informativen Vortrag.
Weitere Informationen über das Projekt und die Tätigkeit von Frau Billermann finden Sie unter www.haus-hannah.de